Die Geschichte der Schmierstoffe
Der Schmierstoff in seiner Definition als Hilfsmittel zur Verminderung von Reibung und Erleichterung von Arbeitsabläufen ist wohl so alt wie Reibung und das Bewältigen von Arbeitsabläufen selbst.
Vor fast 5000 Jahren erkannten die Ägypter, dass ihre Holzschlitten, mit denen sie große Steine durch die Wüste bewegten, auf nassem Sand besser glitten und gossen deshalb Wasser vor ihre Schlitten.
Wandbilder in Gräbern, die auf die Zeit um 2000 v. Chr. datiert wurden, zeugen bereits von Bemühungen, aneinander reibende, bewegliche Teile mit tierischen Fetten zu schmieren.
Durch die chemische Untersuchung gefundener Überreste von Streitwagen aus dem Jahre 1400 v. Chr. konnte nachgewiesen werden, dass in den Achsgelenken der Streitwagen bereits Hammel und Rinderfett zur Schmierung benutzt wurde.
Diese tierischen Fette und Öle waren noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein ein gängiges Schmiermittel für viele Anwendungen. Auch die Philosophen Aristoteles und Plato sowie das Universalgenie Leonardo da Vinci
setzten sich mit dem Thema Reibung auseinander.
Ende des 19. Jahrhunderts begann der Siegeszug des Mineralöls, ehe im frühen 20. Jahrhundert die Erforschung und Herstellung von synthetischen Ölen einsetzte. In den letzten Jahrzehnten folgten in rasantem
Tempo Neu- und Weiterentwicklungen, die in den heutigen Hochleistungs- und Spezialschmierstoffen gipfelten.
Öle
In fast allen flüssigen und halbfesten Schmierstoffen wird die eigentliche Schmierleistung vom Grundöl erbracht.
Wichtige Faktoren für die Leistungsfähigkeit der Öle sind dabei die Viskosität und die Temperaturbeständigkeit.
Nur noch selten werden „reine“ Öle als Schmiermittel eingesetzt. Moderne Schmieröle bestehen meist aus einem Grundöl oder einer Mischung von mehreren Ölen und zugesetzten Additiven.
Dadurch lassen sich die Fähigkeiten der Öle verbessern sowie die Qualität und Funktionalität erhöhen.
Fette
Schmierfette bestehen hauptsächlich aus einem Grundöl und einem Verdicker.
Dabei wirkt der Verdicker als Trägermittel für das Öl und sorgt für die Bindung des Öles.
Der Verdicker funktioniert wie ein Schwamm, der bei Belastung Öl zur Schmierung abgibt und bei nachlassender Belastung das Öl wieder bindet.
Generell gilt, dass ein Schmiersystem nur so stabil ist, wie seine instabilste Komponente. Das heißt, dass auch zum Beispiel die thermische Stabilität des Verdickers für die Temperaturbeständigkeit des Fettes von Bedeutung ist.
Als gängige Verdicker werden sowohl mineralische als auch synthetische Stoffe angeboten.
Schmierpasten
Schmierpasten sind im Aufbau den Schmierfetten sehr ähnlich, haben aber einen wesentlich höheren Feststoffanteil als Fette.
Schmierpasten können sowohl mit einem reinen Verdicker als auch mit Festschmierstoffen oder einer Kombination beider formuliert werden.
Schmierpasten mit einem hohen Verdickeranteil ergeben so sehr konsistente Schmierstoffe, die häufig als Montagepaste zum Einsatz kommen.
Eine Schmierpaste, die aus den Hauptbestandteilen Öl oder Fett und Festschmierstoff hergestellt wurde, vereinigt die Vorteile einer Festschmierstoff- und einer reinen Fettschmierung.
Festschmierstoffe
Festschmierstoffe sind Schmiermittel, die auf den behandelten Werkstücken geschlossene und extrem dünne Gleitfilme bilden.
Dabei können sie in reiner Form als Pulver oder in Kombination mit anderen Substanzen wie Öl oder Fett aufgebracht werden.
Festschmierstoffe bieten einen sehr guten Schutz vor Verschleiß.
Festschmierstoffe sind ebenfalls Hauptbestandteil von Gleitlacken. Bei diesen – auch als Trockenschmierstoffe oder Anti-Friction-Coating bekannten – Gleitlacken sind die Festschmierstoffe nicht in Öl oder Fett, sondern in einem lackähnlichen organischen oder anorganischen Bindemittel gelöst.
Schmierstoffe: Auswahlkriterien & Unterscheidungsmerkmale
Die Vielzahl der einzelnen Komponenten, Grundöl, Verdicker, Festschmierstoff und Additive machen auch eine Vielzahl von Kombinationen im Hinblick auf die Eigenschaften eines Schmierstoffes möglich.
Die Auswahl des optimalen Schmierstoffes für eine Anwendung basiert immer auf ausführlichen Analysen unter Einbeziehung unterschiedlicher, spezifischer Faktoren. Die Haupteigenschaften der Schmierstoffe
müssen ebenso wie seine sekundären Eigenschaften den Anforderungen und Ansprüchen von Anwendern und Anwendung gerecht werden.
Während die endgültige Wahl eines Schmierstoffes immer auf erfolgreichen Versuchen und Tests beruhen soll, kann aufgrund von Kennwerten und Berechnungen bereits eine aussagekräftige Vorauswahl getroffen werden.
Die relevantesten Benchmarks sind dabei die Art der Anwendung und die Einsatzbedingungen sowie der Einsatzzeitraum des Schmierstoffes. Ebenso bedeutend ist die Frage, ob der verwendete Schmierstoff eine kontinuierliche Schmierleistung erbringen muss oder ob es sich um eine sogenannte Intervallschmierung handelt.
Daneben ist die Verträglichkeit mit den behandelten Materialien und mit den Umgebungsmaterialien wie Wasserdampf oder Salzwasser von großer Bedeutung.
Auch optischen und haptischen Ansprüchen muss ein Schmierstoff gerecht werden. Liegt eine Anwendung beispielsweise in einem Bereich, in dem der Endverbraucher die behandelte Komponente im normalen Gebrauch sieht oder
anfasst, darf der Schmierstoff möglichst nicht zu sehen und zu fühlen sein.
Des Weiteren sind die Umweltfreundlichkeit, die gesundheitliche Unschädlichkeit, die Handhabung und die Anwenderfreundlichkeit von großer Bedeutung.
Bei allen Auswahlkriterien gilt: Je näher man diese differenzieren und spezifizieren kann, desto näher kommt man dem für die Anwendung am besten geeigneten Schmierstoff.